Die Merkur-Spielothek in Zwickau – Spielsucht und Ausstieg (Frank, 26)

Mein Name ist Frank und ich bin 26 Jahre alt. Meine ersten Erfahrungen in Sachen Glücksspiel machte ich an meinem Studienort in Zwickau. Durch einen Kommilitonen kam ich zum ersten Mal in Berührung mit einem Etablissement, welches von der Firma Merkur betrieben wird. Die aufgestellten Slotmachines waren größtenteils ebenfalls von dieser Firma, Geräte der Firma Novoline und BallyWulf waren in geringer Anzahl vertreten. Viel Erklärung benötigte ich nicht, nach kurzer Zeit waren 20 Euro im Automaten verschwunden und wurden auf das Punktekonto geladen. Der Abend war angenehm, es gab Gratisgetränke und am Ende ging ich mit dem gleichen Betrag nach Hause, mit dem ich gekommen war. Soweit meine erste Erfahrung.

Immer häufiger im Casino – wird schon nichts ausmachen

Von da an gingen wir zusammen ein oder zweimal die Woche ins Casino, um einen gemütlichen Abend zu verbringen. Wie bei allen diesen Dingen war ich mir über die Gefahren bewusst und nahm mir vor nicht alleine Zocken zu gehen. Und doch tat ich es irgendwann. Wenn mein Kollege keine Zeit hatte, ging ich abends alleine. Ich war ungestört, konnte mir die Automaten aussuchen, die ich wollte, ohne darauf zu achten, dass ein Platz für meine Begleitung vorhanden war und solange bleiben, wie ich mochte. Mit der Zeit kam es, dass ich nicht nur abends, sondern auch an Vormittagen, wenn ich keine Uni hatte, spielen ging, bis es so weit war, dass ich fast jeden Tag zu Gast bei Merkur war. Ich erzählte niemandem, dass ich meine Freizeit an Slotmachines verbrachte, sondern dass ich zur Uni müsse oder Termine hatte.

Die Einsätze werden höher – das Ergebnis immer extremer

Zu Beginn lagen meine Einsätze im Bereich zwischen 5 und 10 Cent, unabhängig davon, ob ich mit 5 oder 10 Linien spielte. Ich hatte das Gefühl der Kontrolle, wenn 20 Euro verschwunden waren, ging ich nach Hause. An einem Abend hatte ich noch rund 7 Euro auf dem Punktekonto, ich dachte, dreh einfach den Einsatz hoch, dann kannst du schneller gehen, gewinnen tust du eh nichts mehr. Den Einsatz auf 1 Euro gestellt und prompt bescherte mir Eye of Horus die unglaubliche Summe von knapp 500 Euro. Ab diesem Zeitpunkt war ich gecatched. Meine minimalen Einsätze betrugen inzwischen nur noch 30 oder 40 Cent, oft spielte ich mit 0,80 bis 1 Euro Einsatz. Die 20 Euro, welche ich einsetzte, waren natürlich schnell weg, ich begann jeden Spieltag mit 50 Euro, oft ging ich noch zusätzlich Geld holen. 100 Euro waren schnell verspielt, wenn es nicht klappte, und mehrere Hundert schnell gewonnen, wenn ich Glück hatte.

Meine Emotionen – Ärger und Zufriedenheit im Wechsel

Zu Beginn ging ich recht emotionslos an die Zockerei heran. 20 Euro Verlust konnte ich gut verschmerzen, wenn ich gewann, freute ich mich natürlich. Nach meinem ersten großen Erfolg und mit steigenden Einsätzen wurde der Druck gewinnen zu müssen jedoch immer größer. Wenn es nicht klappte, schob ich Geld nach, es musste einfach funktionieren. Ging ich mit leeren Händen nach Hause, ärgerte ich mich über mich selbst, dass ich 100 oder 150 Euro sinnlos verballert hatte. Ging ich mit Gewinn nach Hause, führte mich mein erster Weg zur Bank, einen Teil hielt ich zurück, damit ich am nächsten Tag wieder ins Casino gehen konnte. Je mehr ich Spielen ging, desto mehr betrafen Verlust und Gewinn meine Gefühle, immer mit dem Wissen im Hinterkopf, man kann gewinnen, es muss einfach klappen, du musst es nur lange genug probieren. Traf ich danach Freunde oder Bekannte, erlebten sie mich in einem Wechselbad der Gefühle, je nachdem wie die vorangegangene Zocksession gelaufen war. Dies ging so weit, dass Verluste mich immer stärker betrafen, als dass Gewinne mit Befriedigung verschafften. Ich wollte immer mehr und mehr, auch wenn ich keine Lust hatte, ging ich Spielen, einfach um ein Erfolgserlebnis zu haben.

Gewonnenes Geld – wirklich ein Gewinn?

Wenn ich Geld gewann, war mein erster Gedanke, super, ich kann wieder spielen, ich investierte den Großteil meiner Gewinne wieder in Merkurautomaten. Insgesamt kann ich sagen, wirklich Verlust habe ich in dieser gesamten Zeit nicht gemacht, obwohl ich keinen wirklichen Überblick mehr über meine Einnahmen und Ausgaben hatte. Doch etwas anderes wurde mir bewusst. Im Casino gewonnenes Geld fand fast ohne Umwege dorthin zurück. Es entstand ein Kreislauf. Ich hatte hohe Umsätze, verbrachte viel Zeit in der Spielhalle und hatte doch nicht wirklich etwas davon. Heute bezeichne ich dieses Geld als „unsauberes Geld“, da es wieder zu Merkur zurückfand und mir keinen wirklichen Mehrwert brachte. Ich hatte oft den Plan es sein zu lassen, dies gelang mir in der Anfangszeit nicht wirklich, wenn ich frei hatte und keine Gesellschaft ging ich spielen, was sollte ich auch sonst tun. Die wirkliche Erkenntnis kam mit einem Riesengewinn jenseits der 800 Euro. Ich bekam es plötzlich mit der Angst zu tun, dass ich gar nicht mehr davon loskommen könnte, da diese Erfolgserlebnisse trotz aller Fehlschläge mich unbewusst in ihren Bann zogen. Ich schwor mir nicht mehr zocken zu gehen. Ich hatte keinen Überblick über meine finanziellen Mittel und vernachlässigte inzwischen mein Privatleben. Meine Erfahrung mit Gewinnen aus dem Casino, die sind nicht wirklich ein Gewinn.

Strategie – eher Intuition

Natürlich habe ich nach Gewinnstrategien gesucht. Ich durchforstete das Internet, aber mangels Willen für etwas zu bezahlen, was nicht einwandfrei bewiesen war, führte die Suche zu keinem befriedigenden Ergebnis. Mit der Zeit lernt man die Bilder aus den Spielen zu lesen und kann ungefähr vorhersagen, wann es sich lohnt, die Einsätze zu erhöhen oder aufzuhören. Trotz dieses Wissens verliert man, eine richtige Strategie gibt es in meinen Augen nicht. Es beruhte bei mir zumindest auf Intuition.

Zocken im Internet – bloß nicht

Glücksspiele im Internet oder von zu Hause aus haben mich nie interessiert. Im Casino hatte ich Gesellschaft und das in der Hand, was mich am meisten interessierte – Bargeld. Zahlen auf einem Konto bei einem Spieleanbieter im Internet bedeuten mir nichts, zumal man leicht Bedingungen oder Voraussetzungen zur Gewinnauszahlung übersehen kann. Das Sprichwort: „Nur Bares ist Wahres“ war für mich beim Thema Glücksspiel das Allerwichtigste. Die galt ebenfalls für Glücksspiele auf mobilen Endgeräten, ich wollte in einem bequemen Stuhl sitzen, rauchen und diese eine Taste des Automaten drücken.

Meine Gefühle heute – Ablehnung und Widerwillen

Wenn ich heute ans Zocken denke, dann reagiere ich oftmals mit Ablehnung. Ich gehe noch ganz selten mit dem einen besagten Kollegen in die Spielothek. Meine Einsätze betragen rund 10 Cent und mehr als 10 Euro nehme ich nicht mit. Schon gar keine EC- oder Kreditkarte. Wenn ich mein Umfeld ansehe, haben alle meine Freunde eine Entwicklung durchgemacht, sind weitergekommen, während ich für eigentlich Nichts meine Zeit verschwendet habe.

 

Erfahrungsbericht geschrieben von Frank, 26 Jahre, aus Zwickau.

 

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